Zahlreiche Schriftsteller und Journalisten in der Weimarer Republik machten aus unterschiedlichen Perspektiven die Entwicklung der Industrie, der Arbeits- und Lebensverhältnisse, der Politik und der Gesellschaft in den Städten des Ruhrgebiets zum Thema ihrer Werke. Reportagen bekannter Autoren erschienen in angesehenen überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Verlagen, zahlreiche Fotografen haben seit den 1920er Jahren die Entwicklung des „Giganten an der Ruhr“ immer wieder neu beleuchtet. Erik Reger gelang es, mit seinem Roman „Union der festen Hand“ (1931) und seinen Essays die deutsche Öffentlichkeit von der Bedeutung dieser industriellen Kernzone für ganz Deutschland zu überzeugen. Dennoch stellte Heinrich Böll 1958 in seiner Einführung zu einem Bildband des Kölner Fotografen Chargesheimer fest, dass das Ruhrgebiet „noch nicht entdeckt“ worden sei. Nach ihm prägten vor allem die „Dortmunder Gruppe 61“ und die Romane Max von der Grüns das Bild des Ruhrgebiets in der literarisch interessierten Öffentlichkeit. In den 1970er Jahren schlug der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ mit den Reportagen Günter Wallraffs und durch Erika Runges „Bottroper Protokolle“ ein neues Kapitel der Dokumentarliteratur auf. Mit Jürgen Lodemanns Roman „Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr“ (1975) setzte die Entdeckung des Ruhrgebiets für den Kriminalroman ein. Hans Dieter Baroth beschrieb das Bergarbeitermilieu in seinen Familiengeschichten. Seit den 1990er Jahren brachten vor allem Ralf Rothmann und Frank Goosen einem großen Lesepublikum die Besonderheiten des Lebens im Ruhrgebiet zu Bewusstsein.

 Lernziele: Teilnehmende des Seminars sammeln Informationen über die Arbeitswelt und die Lebensverhältnisse der Menschen in unterschiedlichen Epochen. Damit wird auch das Wissen um die soziale und wirtschaftliche Gestalt des Ruhrgebiets in der Gegenwart vermehrt.