Die Sucht nach Liebe ist der Fundamentalismus der Moderne. "Die Romantik
hat gesiegt, die Therapeuten kassieren", so brachte das
Soziologenehepaar Ulrich und Elisabeth Beck-Gernsheim die
Liebesbesessenheit unserer Zeit auf den Punkt. Die Suche nach der Liebe,
nach dem richtigen Partner, nach der Stabilität und Dauerhaftigkeit der
einmal gewonnenen Beziehung scheint die Gesellschaft zu beherrschen.
Das Sprechen über die Liebe nimmt kein Ende, nicht im Film, nicht in der
Talkshow, nicht im Feuilleton.
Die Vorgeschichte dieses Wahns ist
literarisch und diese gilt es zu rekonstruieren. Aber damit nicht
genug: Auch aktuelle literarische Reflexion zu diesem Gefühl
interessieren uns. Im Seminar werden wir uns mit 800 Jahren
Literaturgeschichte der Liebe beschäftigen. Wir beginnen mit der mittelalterlichen Minne, der frühen Neuzeit und der
Aufklärung, wenden uns dann der Romantik zu, begegnen der Neuen Sachlichkeit und enden
mit der Gegenwartsliteratur. Dabei geraten ebenso kanonische als auch
vergessene Texte in den Blick.
- Lehrende(r): Elke Reinhardt-Becker