Ambiguität im Sinne von Mehr- und Uneindeutigkeit scheint ein Kennzeichen der modernen Literatur und Kunst zu sein. Kafkas Erzählungen oder die Bilder von Max Ernst entziehen sich einem auf Eindeutigkeit zielenden Verstehen.

Ambiguität ist aber nicht auf diese historische Periode beschränkt. Auch andere Epochen kennen solche komplexen Sinnstrukturen: Dies gilt nicht zuletzt für die Barockliteratur, die die Liebe als paradoxe Angelegenheit und den Krieg der Glaubensbekenntnisse als Relativierung der christlichen Wahrheit ausbuchstabiert. Und weist nicht das omnipräsente Rad der Fortuna als Zeichen des ewigen Wandels auf die Unausdeutbarkeit des menschlichen Lebens im Ganzen hin?

Das Ziel dieses Seminars ist es, eine Einführung in zentrale Autoren, Texte und Diskurse der Barockzeit mit aktuellen Reflexionen zum Ambiguitätsbegriff zu verbinden. Die alten Texte sollen so in ein neues Licht gerückt, die modernen Begriffe historische Tiefenschärfe erhalten.