Was leistet Kleidung? Ist sie Ausdruck der Persönlichkeit, der Identität? Hüllt sie uns in einen falschen Schein, der unser wirkliches Sein verdeckt? Oder kann sie möglicherweise sogar das erzeugen, was sie inszeniert?
Literarische Texte zum Kleiden und Verkleiden widmen sich diesen Fragen. Vor allem bei Texten, in denen es um das Verkleiden geht, werden Zuschreibungen von Charaktereigenschaften, Standes- und Geschlechtszugehörigkeiten durch Kleidung reflektiert und bewusst genutzt, von spielerischen Rollenwechseln bis hin zu bewussten Täuschungen. Bei Identitätszuschreibungen über Kleidung geht es immer zunächst um die Bedeutung des Auges, nicht des Verstandes; es geht um den Sehsinn, der sich nur auf das Äußere verlassen kann und somit darauf vertrauen muss, dass der äußere Schein auf ein vermeintliches Sein verweist. Die Verlässlichkeit des Sehsinns wird im Zusammenhang mit Verkleidung hinterfragt. Indem Kleidung aber in literarischen Texten auftaucht, muss sie übersetzt werden: sie wird benannt, beschrieben, sie erzählt. Diese Transformation soll im Seminar genauer betrachtet werden und durch bildnerische Darstellungen von Kleidung und Verkleidung kontrastiert und ergänzt werden.
Anhand von literarischen Texten zum Thema (Ver)Kleiden unterschiedlicher Epochen sowie künstlerischen Arbeiten und Filmen, die mit diesem Thema spielen, sollen Prozesse des Kleidens und Verkleidens, reflektiert, theoretisch kontextualisiert und auf ihre medialen Besonderheiten befragt werden.
- Lehrende(r): Anna Quednau