„Der Gang zu Fuß als ästhetisches Projekt und poetisches Konzept widersetzt sich der Beschleunigung des Lebenstempos.“ Das schreibt Paolo Bianchi im aktuellen Kunstforum noch bevor ein neues Virus und in der Folge Ausgangsbeschränkungen unser poetisches oder profanes, bewusstes oder notwendiges (Spazieren-) Gehen außerordentlich verändert.

Die Übung beginnt mit einem Spaziergang, anders als geplant nicht über das Universitätsgelände, sondern allein ums Haus, entlang bekannter Straßen oder in der eigenen Wohnung. Geschlossene Geschäfte geben plötzlich den Blick auf Fassaden frei. Ein leerer Platz gewährt ungewohnte Sichten auf Treppenzüge und Mauervorsprünge. Die eigenen vier Wände werden zu Quarantäneräumen, in denen Flure und Zimmer allein, still, vielleicht mit Stift und Zettel in der Hand abgeschritten werden können. Während des Gehens sammeln wir alles was uns begegnet. Wir dokumentieren mit der Kamera, dem Diktiergerät oder/und dem Smartphone, fotografieren, nehmen Klänge auf, filmen, zeichnen, schreiben kleine Texte oder Gedichte, halten die Bilder und Gedanken fest, die im Kopf entstehen. Wir analysieren das Material. Was eignet sich für eine neue Arbeit, was nicht? Wir lesen, tragen vor, schreiben, projizieren, experimentieren, bringen unsere „Fundstücke“ in den Raum. Als weitere Inspirationsquellen dienen uns Texte zum Thema "(Spazieren-) Gehen als künstlerische Form", Abbildungen von Installationen, Performances, Zeichnungen und Klangaufnahmen anderer Künstler_innen, die wir zu Beginn und im Laufe des Semesters kennen lernen und diskutieren werden.

Ziel der Übung ist das Experimentieren mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen und das Herstellen einer neuen künstlerischen Arbeit, die zunächst virtuell präsentiert wird.