Wir wissen oft, ohne überlegen zu müssen, was von bestimmten
Handlungen oder sozialen Zuständen moralisch zu halten ist. Wir sehen
sie oder hören von ihnen und halten sie sofort und ohne Zweifel für
inakzeptabel oder empörend. Denken Sie an Kindesmissbrauch, Tierquälerei
oder Apartheid. Wie entstehen aber solche Wissenszustände? In der
Spontaneität ihrer Entstehung scheinen sie Ähnlichkeiten mit der
Entstehung perzeptuellen Wissens zu haben: Wahrnehmungen sind der
zuverlässige Input für viele unserer Wissenszustände. Und es scheint
eine vergleichbar zuverlässige Quelle mancher moralischer
Wissenszustände zu geben. Die Zustände, die diese Quelle ausmachen,
werden generell als „Intuitionen“ bezeichnet. Das Seminar wird den
Fragen nachgehen, (1) was Intuitionen sind, (2) ob sie tatsächlich unser
moralisches Wissen sichern und, falls ja, (3) wie sie das tun. Auf die
erste Frage sind Antworten von zwei Typen gegeben worden: zum einen die
traditionelle Vorstellung, dass Intuitionen Produkte eines besonderen
Vermögens der Einsicht in moralische Tatsachen sind; zum anderen die
neuere These, dass sie wesentlich emotionale oder affektive Zustände
sind. Wir werden Antworten dieses zweiten Typs besondere Aufmerksamkeit
schenken.
- Lehrende(r): Neil Stuart Roughley