Die Prinzipienethik von Beauchamp und Childress, die zu den am meisten diskutierten ethischen Ansätzen in der Medizinethik gehört, weist "Autonomie" - d.h. die Forderung, dass die autonome Entscheidung von Personen zu respektieren ist - als eines von vier gleichrangigen Prinzipien aus, an denen sich die Entscheidungsfindung bei ethischen Fragestellungen orientieren sollte.
In konkreten Entscheidungssituationen ergeben sich bei der Anwendung dieser "Prinzipien der mittleren Ebene und Reichweite" jedoch kontroverse Fragen und Probleme, welche u.a. die für die Prinzipienanwendung notwendige Spezifikation und Abwägung der Prinzipien betreffen (z.B.: Wie lassen sich Prinzipien auf konkrete Situationen anwenden? Was bedeutet es im konkreten Fall, Autonomie zu respektieren? Sollte im Falle eines Prinzipienkonflikts das Autonomieprinzip Vorrang vor anderen Prinzipien erhalten?).
Wir wollen im Rahmen des Seminars der Frage nachgehen, welche normative Stellung der Respektierung von Autonomie innerhalb einer prinzipienbasierten Ethik gegenüber anderen ethischen Prinzipien (wie z.B. dem Prinzip der Fürsorge) zukommen kann und sollte. Dazu werden wir uns nach einer einführenden Auseinandersetzung mit der Prinzipienethik als ethische Theorie und der ihr gegenüber vorgebrachten Kritik vor allem mit Fragen nach dem Wert und dem Wesen von Autonomie beschäftigen.
- Lehrende(r): Maiwald Mark