Die Geschichte des (ideellen) Vorgängers der Vereinten Nationen wird bis heute überwiegend als Geschichte des Scheiterns erzählt. In der Tat sind Mängel des Völkerbundes unbestreitbar. Sie reichen von der Nicht-Teilnahme der entstehenden Weltmacht USA (deren Präsident doch selbst Initiator war) über die Instrumentalisierung des Genfer Minderheitenschutz-Systems durch die Revisionspolitik der Kriegsverlierer bis zur Unfähigkeit des Bundes, Verstößen gegen seine Satzung – wie der gewaltsamen Eroberung der Mandschurei und Abessiniens durch Japan bzw. Italien – wirksam entgegenzutreten. Das Seminar wird diese Probleme wie auch das letztlich offenkundige Scheitern durch den Zweiten Weltkrieg thematisieren. Zugleich sollen aber auch Erfolge zur Sprache kommen, die der Völkerbund durchaus hatte. Sie lagen erstens in der konkreten Befriedung einzelner regionaler Konflikte, zweitens in der allgemeinen Arbeit zur Verringerung von Kriegsursachen (wobei diese Ursachen sehr weit definiert wurden). Schließlich und drittens wird nach der historischen Bedeutung des Bundes als erste global intendierte Organisation mit regierungsähnlicher Funktion zu fragen sein. Hierbei soll auch die Struktur angesprochen werden, die neben der Vollversammlung und dem Rat einen hauptamtlichen Apparat in Form des Genfer Sekretariates beinhaltete und internationale Zusammenarbeit insofern institutionalisierte.