Ein jeder, der auf den Straßen der Bundesrepublik unterwegs ist, kennt das achtspitzige Kreuz, welches die evangelische Johanniter-Unfall-Hilfe und ihr katholisches Pendent, der Malteser Hilfsdienst, als Erkennungszeichen führen. Das von beiden Organisationen geteilte Symbol ist ein Relikt ihres gemeinsamen Ursprungs, der bis in das Mittelalter zurückreicht: In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts stifteten italienische Kaufleute in Jerusalem ein dem Heiligen Johannes gewidmetes Hospital, dessen Angehörige sich der Pflege von Kranken und Pilgern verpflichteten. Vor dem Hintergrund der Kreuzzüge ging aus dieser Hospitalsgemeinschaft im 12. Jahrhundert ein geistlicher Ritterorden hervor, welcher in der Folgezeit eine Vielzahl von Niederlassungen in Europa und an der Levante etablierte. In den mittelalterlichen Gesellschaften übernahmen diese Hospitaliter bzw. Johanniter vielfältige Funktionen, die vom Schutz der Pilger bis zu Kreditgeschäften reichten, weshalb sie in der Forschung gleichermaßen als bewaffnete Mönche, mittelalterliche Finanzdienstleister, fanatische Glaubenskrieger oder Angehörige einer vormodernen NGO portraitiert wurden.

Im Rahmen des Einführungsseminars werden am Beispiel des Johanniterordens zentrale Aspekte des Hochmittelalters wie das Rittertum, die Kreuzzüge, das Hospitalwesen und das monastische Leben vorgestellt. Das anschließende Propädeutikum dient der Einübung grundlegender Begriffe, Methoden und Paradigmen der Mittelalterforschung und soll in das Geschichtsstudium einführen.