Inhalte:
Dieses Seminar wird sich mit den oben beschriebenen neuen literarischen Strömungen/Ausrichtungen im Übergang von den 90er zu den 2000er Jahren befassen und versuchen, Gemeinsamkeiten in den Entwicklungen der sie repräsentierenden Texten aufzudecken.
Mit dem Beginn der 90er Jahre hat sich in der Türkei ein großer Wandel vollzogen. Das Projekt der Republik wurde durch die rasch aufeinander folgenden militärischen Putsche stark verschlissen, Armut und Gewalt nahmen zu und verbreiteten sich, so dass letzten Endes andere literarische Narrative eingefordert wurden. Minderheiten, Frauen, Unterdrückte, also alle jene „Anderen“, begannen nun Anspruch auf ihren Platz in der Erzählung der Moderne zu erheben.
Die Romane, die in diesen Jahren in der Türkei geschrieben wurden, formieren sich um die Themen Geschlecht, Nationalstaat, Migration und Gewalt. Mit der Weiterentwicklung des Interesses an Individualität in den 80er Jahren, wird nicht nur die geschlechtliche sondern auch die politische Identität anhand von individualistischen Narrativen zur Sprache gebracht. Postmoderne Versuche, multikulturelle und vielstimmige Narrative, die die nationale Identität in Frage stellen, aber auch Romane, welche die bisher verschwiegenen gesellschaftlichen Identitäten zur Sprache bringen, entstehen in dieser Zeit.
Lernziele:
Die Studierenden
- beherrschen grundlegendes, strukturiertes und ausbaufähiges Wissen zu literatur- und kulturhistorischen Fragen (historisch-politische Zusammenhänge literarischen und künstlerischen Schaffens)
- reflektieren über historische Zusammenhänge literarischer und kultureller Phänomene (literarische Alternativen zur Geschichtsschreibung)
- können kontroverse Positionen in literarischen und kulturkritischen Debatten erkennen und eigene Positionen erarbeiten
- können gesellschaftliche, kulturelle und politische Bedeutung kultureller Ausdrucksformen erkennen
- sind in der Lage, komplexe literarische Texte umfangreich zu analysieren und zu interpretieren
- können die komplexen Interaktionen der Literatur mit anderen kulturellen Ausdrucksformen analysieren bzw. über vielseitige Verbindungen ästhetischer Tätigkeiten reflektieren
- lernen medienspezifische Codes kennen (z.B. Theater, Musik, Film) und können die intermediale Übertragung von Inhalten, z. B. vom Bild zum Text oder vom Buch zum Film, reflektieren
- kennen vielfältige Probleme der Adaptionsformen (Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher medialer Vermittlungen), können über die Entwicklung und Ästhetik spezifischer Medien reflektieren
- Lehrende(r): Meltem Gürle
- Lehrende(r): Elif Sönmez