Mit seinem Grundsatz „Die Ehe ist ein weltlich Ding“ hat Martin Luther zu Beginn des 16. Jahrhunderts nicht allein das lutherische Eheverständnis begründet, sondern zugleich das Fundament für die Ehe als gesellschaftlichem Ordnungsmodel schlechthin gelegt – bis heute. Anhand ausgewählter Forschungs- und Quellentexte werden einerseits die chronologischen Linien des vormodernen Eheverständnisses (von der Reformation bis zur Aufklärung) nachgezeichnet sowie andererseits dessen religiöse, soziale, ökonomische und politische Bedeutungsebenen herausgearbeitet. Darüber hinaus wird nach konfessionellen (katholisch, lutherisch, reformiert) sowie ständischen Unterschieden (bäuerliche, bürgerliche, adlige Ehe) gefragt, um Einblicke in verschiedene Lebensverhältnisse zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund geht es schließlich darum, die SeminarteilnehmerInnen für den historischen Wandel von Vorstellungen zu Ehe, Sexualität und Geschlechternormen zu sensibilisieren.

Das Einführungsseminar richtet sich an StudienanfängerInnen, denen, neben dem Einblick in die Epoche, das Lesen, Präsentieren und Diskutieren von Forschungspositionen sowie das Entwickeln historischer Fragestellungen vermittelt wird. In einer das Seminar begleitenden Übung werden die im Seminar erarbeiteten Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens (Lesen von Forschungsliteratur und von Quellen, mündliche Präsentationen vorbereiten und halten, Recherchieren und Bibliographieren usw.) praktisch eingeübt.

Zu den Anforderungen gehören neben dem Interesse an wissenschaftlichen Texten und historischen Quellen, das wöchentliche sowohl eigenständige als auch in Lerngruppen gemeinsame Erarbeiten von Forschungstexten und historischen Quellen sowie die aktive Beteiligung an den Seminarsitzungen. Diese finden wöchentlich als Videokonferenzen in BigBlueButton statt. Am Ende wird die Veranstaltung mit einer Klausur abgeschlossen.