Ziel dieses Kurses ist die selbstständige Wiedergabe und Rekonstruktion philosophischer Texte und Argumente. Zu diesem Zweck ist das Verständnis und darauf aufbauend eine schlüssige Interpretation schwieriger Texstellen unentbehrlich, weswegen diese beide Grundtechniken im Zentrum dieses Seminars stehen werden. 

Als Textgrundlage werden wir uns mit Platons Dialog Theaitetos auseinandersetzen und an diesem Beispiel eines der wichtigsten Probleme der Philosophiegeschichte kennenlernen, das bis heute nicht zufriedenstellend gelöst wurde: Wie kann man Wissen von Nicht-wissen unterscheiden und was bedeutet daran anknüpfend Erkenntnis und Wissenschaft? Aller Voraussicht nach wird dieses Problem auch in unserem Kurs nicht gelöst werden, aber anhand von Platons Dialog werden Grundprobleme der Wahrheitsfindung in einer sehr unterhaltsamen und gleichzeitig tiefgründigen Art und Weise thematisiert, sodass ein Problembewusstsein für philosophische und metaphysische Fragestellungen gefördert wird, das für ein geisteswissenschaftliches Studium unentbehrlich ist.

Falls am Schluss noch Zeit ist, werden wir die Transformation des Wissensbegriffs in Schellings System des transzendentalen Idealismus erörtern, um einen Kontrast zur platonischen Darstellung deutlich zumachen, der sich insbesondere im Zeitalter der frühen Neuzeit und der Moderne vollzogen hat.