Dass Eingriffe in das Bildungswesen durch nicht-pädagogische Instanzen in den letzten Jahren zugenommen haben, lässt sich kaum bestreiten. Sichtbar werden diese nicht nur in der pädagogischen Praxis, die zunehmend von Digitalkonzernen, Stiftungen und Unternehmen (mit)bestimmt wird, sondern auch anhand von wirtschaftlichen Einflüssen auf die Entwicklung von elementarpädagogischen und schulischen Curricula sowie pädagogisch-didaktischer Konzepte. Mit dem Begriff der Ökonomisierung, der in der Erziehungs- und Bildungswissenschaft in unterschiedlicher Weise Verwendung findet, können diese Expansionsentwicklungen ökonomischen Denkens und Handelns theoretisch gefasst werden. Ob er als positive Bezugsgröße im Sinne von notwendiger Rationalisierung oder als kritisch-analytischer Begriff gebraucht wird, hängt nicht zuletzt vom jeweils zugrunde liegenden Bildungsverständnis ab.
Im Seminar werden wir uns ausgehend vom Ökonomisierungsbegriff mit verschiedenen Positionen zum Verhältnis von Politik, Wirtschaft und Bildung auseinandersetzen, entsprechend unterschiedliche bildungstheoretische und anthropologische Sichtweisen kennenlernen (‚Humankapital‘) und versuchen, die jüngsten Entwicklung mit Hilfe des Konzepts der ‚postfordistischen Bildungsindustrie‘ zu erklären. Das Seminar ist als Lektürekurs mit ‚unterbrechenden‘ Reflexions- und Diskussionsphasen geplant.
- Lehrende(r): Simon Kunert