Schnittstellen zwischen Politikfeldern entstehen, wenn für komplexe Probleme Lösungsbeiträge von Akteuren aus unterschiedlichen Politikfeldern erforderlich sind. Der Abbau von Bildungsbarrieren für benachteiligte Kinder und Jugendliche stellt ein solches komplexes Problem dar. Erforderlich ist hier eine Verknüpfung von Bildungs- und Sozialpolitik, die sich in einer multiprofessionellen Kooperation von Akteuren aus Schule und Jugendhilfe konkretisiert. Die Analyse multiprofessioneller Kooperation in Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS) im Ruhrgebiet ist Gegenstand dieses Seminars.

Die OGS in Nordrhein-Westfalen zeichnet sich konzeptionell durch eine multiprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe aus. Das außerunterrichtliche Angebot wird in der Regel von Trägern der Jugendhilfe verantwortet und soll mit dem schulischen Bildungsangebot verknüpft werden. Das „Mehr an Zeit“ im Ganztag, die multiprofessionellen Teams innerhalb der Schule und die Kooperationen mit außerschulischen Partnern eröffnen Möglichkeiten für individuelle Förderung und damit für die Stärkung von Chancengleichheit – Aspekte, die vor allem für Schulen in herausfordernder sozialräumlicher Lage von besonderer Bedeutung sind.

Die RuhrFutur gGmbh und das Institut für Soziale Arbeit e.V. (ISA, Münster) führen seit 2019 und bis 2024 mit Förderung der Stiftung Mercator das Projekt „DialOGStandorte“ durch. In fünf Kommunen des Ruhrgebiets soll die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule gestärkt und ausgebaut werden, um das Angebot im Rahmen der OGS kindorientiert weiterzuentwickeln. Das IAQ hat im Januar 2021 mit einer Evaluation dieses Projektes begonnen. Die empirischen Erhebungen im Rahmen des Seminars sollen an je einer Projekt-Schule pro beteiligter Kommune durchgeführt werden. Die Auswertung der Erhebungen wird in die Evaluation eingehen.

Im Wintersemester werden dazu zunächst sowohl inhaltliche als auch methodische Kenntnisse erarbeitet und auf dieser Basis Interviewleitfäden für Lehrkräfte an Grundschulen und für pädagogische Fachkräfte in der OGS erstellt. In der vorlesungsfreien Zeit (Februar/März 2022) werden die Interviews vor Ort an den Schulen geführt und anschließend transkribiert. Im folgenden Sommersemester (2022) werden die Interviews dann mit Hilfe des Programms MaxQDA ausgewertet und Ergebnisberichte vorbereitet.