Die Dokumentarliteratur hat angesichts der umfassenden medialen Berichterstattung über so verschiedene Ereignisse wie die Anschläge auf das World Trade Center, Amokläufe an Schulen oder den Klimawandel wieder Konjunktur. Autorinnen und Autoren von Dokumentarliteratur wollen vor allem präzise die Frage nach dem Wirklichkeitsgehalt medialer Berichterstattung stellen und integrieren hierzu dokumentarisches Material in ihre Texte. Das Seminar konzentriert sich in diesem Kontext auf die Dramatisierung dokumentarischen Materials auf der Bühne im 20. und 21. Jahrhundert.

Es werden drei zeitliche Schwerpunkte gesetzt, die zugleich die fruchtbarsten Phasen dokumentarischen Schreibens widerspiegeln. Die Dokumentarliteratur der Weimarer Republik (Piscator, Brecht u.a.) intendiert die Schaffung einer kritischen Gegen-Öffentlichkeit bis hin zur Agitation. In den 1960er Jahren knüpfen Autoren wie Rolf Hochhut, Peter Weiss und Heinar Kipphardt daran an und verfolgen mit ihren Werken eine politische Intention - insbesondere im Hinblick auf die NS-Vergangenheit. Abschließend sollen Werke zur Gegenwartsliteratur u.a. von Rimini Protokoll (Call Cutta, Hauptversammlung) und Andres Veiel (Der Kick) besprochen werden.