In der soziologischen und sozialpolitischen Debatte wird immer wieder darauf hingewiesen, dass sich die bezahlte Zeit auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor ungleich zwischen Männern und Frauen verteilt. Das gleiche gilt auch für die unbezahlte Sorgearbeit, die im Haushalt und der Familie geleistet wird. Hier schultern Frauen auch heute noch einen deutlich größeren Teil als Männer. Aber was hat sich durch die Corona-Krise getan? Sind (nachhaltige) Verschiebungen zu verzeichnen?

Verschiedene Szenarien sind denkbar, denn die Pandemie ist ein soziales Ereignis, das in der modernen Gesellschaft der letzten Dekade so noch nicht vorgekommen ist. Wiederholt und über mehrere Wochen wurde das öffentliche Leben lahmgelegt, unendlich viel Klopapier verkauft, Menschen blieben allein zu Hause und Familien unter sich. Mütter und Väter waren vor die Aufgabe gestellt, Job und Familie unter diesen Bedingungen neu aufeinander abzustimmen und miteinander zu vereinbaren. Schnell griffen die Medien die Frage auf, welchen Einfluss die Pandemie auf die Geschlechterrollen hatte: Führt die Zwangsverpflichtung zu Homeoffice und Homeschooling dazu, dass Väter mehr Elternaufgaben übernehmen? Oder ist vielmehr eine Retraditionalisierung zu bemerken, die immer mehr Frauen in die Hauptverantwortung für Haushalt und Familie zurückwirft?

Diese hier nur grob skizzierten Fragen sollen im Rahmen des Seminars diskutiert werden. Dazu ist zunächst eine Bestandsaufnahme über die Verteilung von Arbeitszeit, Elternzeit und Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern notwendig. Anschließend soll die aktuelle Entwicklung anhand von ausgewählten Schwerpunktthemen diskutiert werden. Neben aktuellen Forschungsergebnissen sind in diesem Zusammenhang auch Diskussionen mit ausgewählten Arbeitsmarktexperten*innen geplant.