Die Digitalisierung ist eine der wichtigsten Wachstums- und Modernisierungstreiber unserer Zeit. Gesellschaft, Verwaltung und Unternehmen ändern sich und erfinden sich neu. Arbeitsabläufe, Prozesse und Wertschöpfungsketten werden digital neu konfiguriert und neue Akteure der Plattformökonomien treiben die Veränderung an.
Auch die deutsche Verwaltung will bei der Modernisierung mithalten und ihre Leistungen im neuen digitalen Gewand vergleichbar, komfortabel und smart anbieten, wie es ihre „KundenInnen" von der Privatwirtschaft längst gewohnt sind.
Die öffentliche Verwaltung so zu modernisieren, dass Verwaltungsgänge den modernen und im Internet üblichen „One-Stop-Shops" gleichen, ist kein leichtes Unterfangen. Hier muss über die Organisationsgrenzen der Verwaltungen hinweg, also über Ressortgrenzen und Verwaltungsebenen, zusammengearbeitet werden. Dazu müssen rechtliche und organisatorische Voraussetzungen geschaffen, moderne Plattformen aufgebaut und mit internen Fachverfahren (Backofffice) der Behörden verschnitten werden.
Erschwerend für die digitale Modernisierung der öffentlichen Verwaltung kommt hinzu, dass über die Jahre hinweg auf allen Ebenen der Verwaltung verschiedene Einzel- bzw. Insellösungen in der digitalen Infrastruktur entstanden sind, welche eine durchgängig und ebenenübergreifende digitalisierte Verwaltung erschweren. Das Thema IT-Konsolidierung rückt daher auf allen Ebenen immer mehr in den Fokus der Debatte.
Einen entscheidenden Anstoß für einen nächsten Schritt hin zu einer digitalen Verwaltung geben die Digitalisierungsstrategien des Bundes und der Länder und natürlich das Onlinezugangsgesetz (OZG), mit dem sich Bund und Länder gemeinschaftlich darauf geeinigt haben, sämtliche Leistungen der deutschen Verwaltung ebenenübergreifend bis zum Ende des Jahres 2022 vollständig digital in einem Portalverbund anzubieten. Dieses Vorhaben und die damit verbundene Governance-Struktur wird in dem Seminar auch vor dem Hintergrund der beschränkten Digitalisierungskompetenzen der öffentlichen Verwaltung reflektiert und analysiert.
Neben dem OZG sollen im Seminar weitere Megatrends der Verwaltungsdigitalisierung wie die Nutzung staatlicher Geodaten/Copernicus, KI in der öffentlichen Verwaltung, Open DATA / Open Government / Datenökonomie, Smart-City Strategien, Internet of Things (IoT) sowie die Ökonomie einer digitalisierten Gesellschaft behandelt werden. Zuletzt wird das Thema Datenschutz und IT-Sicherheit vor dem Hintergrund zunehmender digitaler Bedrohungslagen behandelt.
Ziel des Seminars ist es den Stand der Digitalisierung in Staat und Verwaltung zum einen aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu reflektieren zum anderen aber auch anhand konkreter Umsetzungsbeispiele zu fassen. Es wird somit ein interdisziplinärer Staats-, Verwaltungs- und Policy-Ansatz gewählt um die bisherige Entwicklung und die Perspektiven der Digitalisierung in Staat und Verwaltung zu dokumentieren, zu analysieren und zu diskutieren.
- Lehrende(r): Matthias Reintjes