Unsere Wahrnehmung von Bildern ist durchdrungen von Leben. Zwar sind Bilder per se nicht lebendig, aber sie werden während der Rezeption gewissermaßen verlebendigt. Die Kulturtechnik der animierenden Blicke und imaginativen Projektionen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Innere und äußere Bilder fließen dabei oftmals zusammen. Dies spiegelt sich in bildtheoretischen Texten, aber auch in literarischen Bildbeschreibungen und diversen Mythen und Bräuchen. Ein prominentes Beispiel in Ovids „Metamorphosen“ ist der Mythos vom Bildhauer Pygmalion, der sich in die von ihm geschaffene Statue verliebt. Er fleht die Göttin Venus um Hilfe an bis diese sich erweichen lässt: sie belebt die vollkommene elfenbeinerne Frau. „Dass es nur Kunst war verdeckte die Kunst“, heißt es in der Übersetzung von Hermann Breitenbach.

Im Seminar findet eine Auseinandersetzung mit bildtheoretischen Texten zur Verlebendigung von Bildern statt (u.a. Giorgio Vasari, Hans Belting, W.J.T. Mitchell) und darüber hinaus auch mit Kunstwerken, die sich auf die eine oder andere Weise dem Thema widmen (z.B. René Magritte, Jean-Léon Gérome, Maria Lassnig).