Diese Veranstaltung bietet eine Einführung in ein wenig bearbeitetes Forschungsfeld - die globale Bewegung gegen Kinderarbeit. Historisch gesehen war Kinderarbeit in den meisten Regionen der Welt die Norm, wenngleich in sehr unterschiedlichen Formen. Warum also, engagierten sich seit dem 18. Jh. ProtagonistInnen für die Regulierung von Kinderarbeit? In der Veranstaltung gehen wir folgenden Fragen nach: Wer waren die Akteure, die sich in unterschiedlichen Gesellschaften und zu verschiedenen Zeiten gegen Kinderarbeit einsetzten und warum und wie engagierten sie sich? Wie unterschieden sich KinderarbeitsgegnerInnen? Zunächst werden wir uns einzelne europäische Länder anschauen und in einem zweiten Schritt auch außereuropäische anti-Kinderarbeitsbewegungen. Dabei werden wir einzelne Biographien von KinderarbeitsgegnerInnen näher betrachten und in ihren nationalen und regionalen Kontext stellen. Am Ende stellen wir die Frage: Inwiefern und auf welche Weise waren die unterschiedlichen nationalen und regionalen ProtagonistInnen im Kampf gegen Kindearbeit global verflochten? Der zeitliche Fokus liegt auf der Zeit zwischen 1888 und 1938, einer Hochphase der Bewegung gegen Kinderarbeit weltweit. Im Unterschied zur gut erforschten heutigen Kinderarbeit fehlen bisher detaillierte Forschungen zur Geschichte der Kinderarbeit aus transnationaler und nicht-westlicher Perspektive. Erst in jüngster Zeit haben einige wenige Studien begonnen, Regionen und Epochen zu vergleichen und Verflechtungen zu untersuchen (Cunningham, Hindman, Heywood). Die Veranstaltung ist also ausgesprochen forschungsnah und die Analyse einzelner Biographien von KinderarbeitsgegnerInnen macht die Geschichte der Anti- Kinderarbeitsbewegung lebendig. Methodisch werden wir uns mit dem historischen Vergleich, der Verflechtungsgeschichte, der Global- und Biographiegeschichte auseinandersetzen.

Vorraussetzung für die Teilnahme ist die Lektüre englischsprachiger Texte.

Heywood, Colin, A History of Childhood, Children and Childhood in the West from Medieval to Modern Times (Cambridge, UK, and Medford, MA: Polity Press, 2017).
Hindman, Hugh D., (ed.) The World of Child Labour: An Historical and Regional Survey (M.E. Sharpe, 2009).
Hindman, Hugh D. (2009). Evolution of U.S. Child Labor policy. In H. Hindman (Hrsg.), The World of Child Labour: An Historical and Regional Survey (pp. 482–486 ). M.E. Sharpe.
Cunningham, Hugh, Children and Childhood in Western Society since 1500 (London: Pearson Longman, 2005 [1995]). [Auf Deutsch: Cunningham, Hugh, Geschichte des Kindes in der Neuzeit (Düsseldorf: Artemis & Winkler Verlag, 2006).]
Sklar, Kathryn K., ed., [Florence Kelley] (1986). The Autobiography of Florence Kelley: Notes of Sixty Years: My Philadelphia. Chicago: Charles H. Kerr Publishing Company.
Sklar, Kathryn K. (1995). Florence Kelley and the Nation’s Work: the rise of women's political culture, 1830 – 1900.New Haven: Yale University Press, 1995.
Tuttle, Carolyn, ‘Children in the Industrial Revolution’, Oxford Bibliographies for Childhood Studies (2017), DOI: 10.1093/obo/9780199791231-0197.
Tuttle, Carolyn, and Wegge, Simone, A., ‘Regulating Child labor: The European Experience’, in Avner Greif, Lynne Kiesling, and John V. C. Nye, (eds.) Institutions, Innovation, and Industrialization (Princeton: Princeton University Press, 2015), pp. 337-77.