Die Covid 19-Pandemie verdeutlicht uns nachhaltig, welche Schlüsselrolle die gesundheitliche Aufklärung für die Funktion der Gesundheitssysteme weltweit spielen. Doch was bedeutet das eigentlich – gesundheitliche Aufklärung und Public Health? Und wie entwickelten sich diese Funktionssektoren der Gesundheitspolitik in der Bundesrepublik Deutschland seit bzw. zunächst der westlichen Besatzungszone seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges? Waren es zunächst Probleme von Hunger und Mangelernährung, die als gesundheitliche Probleme der westdeutschen Bevölkerung im Vordergrund standen, änderten sich die Herausforderungen der Gesundheitsfürsorge mit dem wirtschaftlichem Aufschwung und damit verbundenen wachsendem Wohlstand der 1950er und 1960er Jahre rasant: Plötzlich standen mit falscher Ernährung, Bewegungsmangel, Alkohol- und Nikotinkonsum Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten wie Diabetes, Herzfunktionsstörungen und Lungenkrebs im Zentrum von Debatten um die Notwendigkeit gesundheitlicher Wissensvermittlung. In den 1980er Jahren war es schließlich eine neue Pandemie, die Panik und nicht zuletzt auch massive Diskriminierungen einzelner Gruppen in der Bevölkerung verbreitete. AIDS/HIV stellte die 1967 gegründete Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vor ganz neue Herausforderungen, die neue ehrenamtliche Institutionsgründungen wie die Aidshilfe stimulierte. 

In dem Proseminar werden wir zentrale Stationen in der Entwicklung der gesundheitlichen Aufklärung in Deutschland seit den späten 1940er Jahren beleuchten und ihren Funktionswandel über den Zeitraum der letzten 80 Jahre analysieren.