Unter dem Titel „Maps of Disquiet“ fand die Chennai Photo Biennale in Südindien 2021/22 zum dritten Mal statt. Ausgehend von dieser Ausstellung und ihrem kuratorischen Konzept sollen im Seminar zentrale und aktuelle Themenfelder und Praktiken der aktuellen künstlerischen Fotografie Indiens erschlossen und besprochen werden, die sich mit den unsichtbaren Bereichen von Macht und Wissen befassen, die unsere globale Gegenwart prägen. 

Ausgangspunkt dieser Ausrichtung ist die Rolle der Fotografie im Prozess der Erschließung und Aneignung der Welt in den letzten zwei Jahrhunderten unter den Bedingungen von Kolonialismus und globalem Kapitalismus, insbesondere die enge Verbindung zwischen der Geschichte der Kartierung und der Geschichte der Fotografie in Südostasien. Beide waren zugleich Methoden der Wissensproduktion und Repräsentation, und beide wurden von den Kolonialmächten umfassend und komplementär eingesetzt. Die Stadt Chennai, der Ort der Biennale, ist als Referenzpunkt des "Great Trogonometrical Survey" von 1802, des ersten kolonialen Versuchs, den Subkontinent zu vermessen und zu kartografieren, selbst in besonderer Weise mit dieser Geschichte verknüpft. Heute bildet sie einen Schauplatz widerständiger Kartografien. Diese widerständigen Kartografien, die im Rahmen des Seminars anhand der auf der Biennale vertretenen internationalen Künstler:innen erkundet und diskutiert werden sollen, befragen die aktuellen Machtverhältnisse: Wessen Ressourcen? Wessen Flüsse? Wessen Interessen? Wessen Stimmen? Wessen Bilder?

Besprochen werden u.a. Projekte und Arbeiten von Yuvan Aves, Soumya Sankar Bose, Rohini Devasher, Sanchayan Ghosh, Gauri Gill, Vamika Jain, Siva Sai Jeevanantham, Andreas Langfeld und Sarabhi Ravichandran, Lisa Rave sowie Katja Stuke und Oliver Sieber.

Die komplette Künstler:innenliste findet sich auf der Website der Biennale: https://chennaiphotobiennale.com