Die Medien Fotografie und Skulptur blicken auf eine leidenschaftliche Beziehungsgeschichte zurück. Seit ihrer Erfindung wurde die Fotografie für die Reproduktion und Distribution von dreidimensionalen Objekten eingesetzt. Die Debatte um die Möglichkeiten und Grenzen fotografischer Kunstreproduktion begleitete diese Praxis quasi von Beginn an. Künstler:innen haben sich an ihr gleichsam abgearbeitet wie die Kunst- und die Medientheorie. 

Das Seminar wird sich dieser Beziehung aus unterschiedlichen Perspektiven widmen und einen Bogen von den ersten Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart spannen. Theoretische Texte und künstlerische Positionen werden gleichermaßen und in Bezug aufeinander besprochen. Dabei wird es weniger um die dokumentarischen Prämissen fotografischer Skulpturendarstellungen gehen als um die Frage, wie Fotografie und Skulptur sich im medialen und experimentellen Wechselspiel gegenseitig beeinflussen und verändern können, wie das eine Medium durch das andere bedingt sein kann, um darüber auch geltende Skulpturenbegriffe zu erweitern und neu zu justieren.

Besprochen werden unter anderem Arbeiten der Frühzeit der Fotografie (Daguerre, Talbot) oder Fotografien von Künstler:innen, die Fotografie gezielt nutzten und nutzen, um die Inszenierung oder Rezeption ihrer eigenen Werke zu steuern (wie z.B. Auguste Rodin, Constantin Brancusi oder Robert Smithson) sowie künstlerische Positionen, die sich im Medium Fotografie insbesondere auch mit Skulpturen kolonialer Provenienzen auseinandersetzten (u.a. Man Ray, Walker Evans).

Innerhalb dieses Spannungsfelds werden auch nicht künstlerische Anwendungsbereiche (z.B. museale oder wissenschaftliche) sowie die Zirkulation und Distributionswege fotografischer Skulpturendarstellungen betrachtet - physische Abzüge, digitale Bilder, Drucke in Zeitschriften oder Kunstbüchern.