Als Martin Luther damit beginnt, öffentlich gegen den Papst und für ein neues Verständnis von Gottes Wort zu sprechen und zu schreiben, steht er vor einem Problem: Denn: "Deutschland hat mancherley Dialectos, Art zu reden, also daß die Leute in 30 Meilen Wegs einander nicht wol können verstehen", sagt Luther einmal bei Tisch. Welcher Sprache soll er sich also bedienen? In diesem Seminar werden wir auf der Suche nach Antworten exemplarisch ausgewählte Texte von Martin Luther analysieren. 

In seinem "Sendbrief vom Dolmetschen" und anderen Stücken aus der Weimarer Gesamtausgabe seiner Werke wird deutlich werden, wie genau er um ein allgemein verständliches Deutsch ringt. 1822 schreibt Jacob Grimm in der Vorrede zu seiner Deutschen Grammatik: "Luthers sprache ... musz ihrer edlen, fast wunderbaren reinheit, auch ihres gewaltigen einflusses halber, für kern und grundlage der neuhochdeutschen sprachniedersetzung gehalten werden.“ Das Seminar wird zeigen, dass die Wissenschaft das heute etwas anders sieht, aber auch, dass deutsche Sprichwörter, die Luther ab 1530 extensiv sammelt, beim Auffinden der richtigen Sprache eine zentrale Rolle spielen. 

Einführende Texte und Literaturhinweise werden rechtzeitig hier im Moodle-Kursraum zur Verfügung stehen.