Deutschland und Europa nach 1945
Tausende Menschen in ganz Deutschland haben am 8. Mai an das Ende des Zweiten Weltkriegs, an den „Tag der Befreiung" von der Herrschaft der Nationalsozialisten 1945 erinnert. Zu diesem Anlass bezeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Krieg in der Ukraine als „Epochenbruch" und den 8. Mai 2022 als einen „Tag des Krieges".
In der deutschen und europäischen Erinnerung ist das Jahr 1945 als tiefe Zäsur fest verankert. Sechs lange Jahre des Krieges hatten allein in Europa rund 40 Millionen Menschenleben gekostet, sechs Millionen Menschen jüdischer Herkunft waren in einem beispiellosen Genozid ermordet worden. Weite Teile des Kontinents waren zerstört, Menschen auf der Flucht oder vertrieben, die Gesellschaft verunsichert und gespalten.
Mit dem Kriegsende 1945 verbanden sich auf politischer Ebene tiefgreifende Veränderungen. Doch auch über Deutschland hinaus wandelte sich die politische Situation in Europa grundlegend, vor allem in Mittel-, Ostmittel- und Osteuropa, wohin die Sowjetunion während des Krieges ihren Machtbereich ausgedehnt hatte und dies, gerade nach den Erfahrungen dieses Krieges, nicht wieder rückgängig zu machen gedachte. Die Westverschiebung Polens, die die massenhafte (Zwangs-)Migration von Millionen Menschen nach sich zog, war eine Folge davon; eine andere die kommunistischen Machtübernahmen in den Jahren bis 1948 von Albanien über Polen, Bulgarien, Rumänien bis zur Tschechoslowakei und zur SBZ/DDR. Schon im Frühjahr 1946 sprach der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill vom „eisernen Vorhang", der sich über Europa gesenkt habe.
Vieles von dem, was 1945 angestoßen wurde, wirkt bis in die Gegenwart nach und manches, das um und nach 1945 virulent war, erleben wir in neuer oder ähnlicher Weise erneut: Flucht und Vertreibung, Migration, Nationalismus, Machtansprüche und kriegerische Konflikte.
Die Beschäftigung mit der Zeit nach 1945 bietet vielfältige Anknüpfungspunkte an die Gegenwart und die Chance, Potenziale für den Geschichtsunterricht auszuloten. Dies soll besonders unter Berücksichtigung der entsprechen Inhaltsfelder des Kernlehrplans NRW an ausgewählten Inhalten exemplarisch beleuchtet und gemeinsam praktisch erprobt werden. Geschichtsdidaktische Prinzipien kommen dabei genauso zur Anwendung wie digitale und analoge Medien, zum Beispiel in Form von Podcasts, Videos, Bildern oder schriftlichen Quellen und Darstellungen. Ziel ist, einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten dieses Themas zu geben und eigene Erfahrungen in der Planung und Konzeption von Geschichtsunterricht zu sammeln.
- Lehrende(r): Rebecca Quick