Wieviel Körper braucht (künstlerische) Lehre? In dem Seminar gehen wir von der einfachen Prämisse aus, dass Lernen und Wissen sich in Körper einschreiben, und dass Bildungsprozesse durch dieses „Körperwissen“ politisch, sozial und kulturell sowohl beeinflusst als auch veränderbar sind. Über ästhetische Bildung, Sprachgebrauch, pädagogische Theorien, Unterrichtsstrategien und -materialien werden gesellschaftliche Konstruktionen etwa von Geschlecht, Behinderung, Sexualität, Alter oder Schönheit einerseits mitgeprägt und zugleich oft als „natürlich“ perpetuiert. Gerade im Kontext von Schule werden diese im Sinne einer Orientierung am „gemeinsamen Wohl“ unbewusst fortgeschrieben. Der eigene Körper ist jedoch ein wichtiges Orientierungsinstrument wie auch im kritischen Sinne ein Desorientierungsfaktor (S. Ahmed), der das Potential birgt, die (an)gelernte „Körperlesekunde“ (corpoliteracy, B. Ndikung) zu verändern und anders einzusetzen. In der Vertiefung mit Körpertheorien und theoretischen Konzepten (Deutsch und Englisch), Kunstvermittlungsbeispielen, einem Performance-Besuch und Gastbeiträgen von Kunstpädagog*innen werden wir uns auf die Suche danach begeben, wie sinnliche und politische Wahrnehmung, kritische (Selbst-)Reflexion und Performanz von Körpern und Körperlichkeit in pädagogischen Verhältnissen die künstlerische Lehre hin zu einer machtsensiblen Pädagogik bewegen kann. Es geht in erster Linie darum, der Bedeutung von Körpern in Schule und Hochschule Beachtung zu schenken und sich der Wirkung und möglichen Veränderung von situiertem Körperwissen bewusst zu werden.