Die ökologische Krise als drängendes globales Problem hat die Frage nach der Beziehung des Menschen zu Natur und Umwelt neu ins Zentrum der gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Debatte gerückt. Anthropologische Entwürfe für eine neue Ökologie der Beziehungen zwischen Natur und Gesellschaft, Menschlichem und Nichtmenschlichem (vgl. Descola 2011; Latour 2017, 2018) suchen den westlichen Anthropozentrismus zu überwinden, der für die fortschreitende Umwelt- und Erdzerstörung verantwortlich gemacht wird. Die Künste partizipieren aktuell nicht nur rege an der Neuaushandlung der Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt, Ökologie und Ästhetik, sie reflektieren auch die radikalen Verschiebungen im (Über-)Denken der Mensch-Umwelt-Interaktion, wie sie in den kontrovers diskutierten Theorien des Anthropozäns, des Posthumanismus und neuen Materialismus aufscheinen.
Das Seminar begibt sich auf eine kunsthistorische Spurensuche nach den Redefinitionen der Künste im Verhältnis zur Ökologie. In drei Zeitsprüngen – Landschaftsmalerei des 18./19. Jahrhunderts, Earth, Land und Eco Art der 1960er/1970er Jahre, Öko- und Umweltkunst im 21. Jahrhundert – soll die Entwicklung von der Ikonografie der Ökologie in der Landschaftskunst zu ökologischen Diskursen in der Gegenwartskunst nachgezeichnet werden. Das sich wandelnde Verständnis von einer erhabenen Naturästhetik zu einer relationalen Ökoästhetik wird dabei ebenso diskutiert wie Fragen der Nachhaltigkeit von Kunst und des künstlerischen Umweltaktivismus.