Das Museum – ob in öffentlicher oder privater, städtischer, regionaler oder nationaler Trägerschaft – ist eine der zentralen Institutionen der Kunst- und Kulturvermittlung. Über seine In- und Exklusionsprinzipien bestimmt es maßgeblich, welche Objekte und Artefakte sammlungs-, ausstellungs-, bewahrungs- und erforschungswürdig sind; damit ist es an der Geschichtsschreibung und Kanonisierung von Kunst, Kulturerbe und Kulturwissen ganz unmittelbar beteiligt. Da das Museum historisch in Europa als eine westliche Institution mit humanistisch-aufklärerischem Bildungsanspruch gegründet wurde, ist es mit der Konstruktion einer westlichen Kunst- und Kulturgeschichte aufs Engste verknüpft. Dieser historisch gewachsene Definitionsanspruch der westlichen Institution Museum ist durch zeitgenössische Globalisierungs- und Migrationsprozesse in Kunst und Kultur zunehmend unter Legitimationsdruck geraten. Die neuen Museumsgründungen im Globalen Süden, darunter insbesondere in asiatischen, arabischen und afrikanischen Ländern, haben nicht nur zu einer geopolitischen Neusituierung und transkulturellen Öffnung der Kulturinstitution des Museums geführt, sondern auch einen kritischen Diskurs in den Museen des Global Nordens angestoßen, sich neu mit der eigenen Sammlungs- und Provenienzgeschichte, Ausstellungsnarrativen und Displayformen auseinanderzusetzen.
Die Vorlesung unternimmt den Versuch, die Geschichte und Zukunft des (Kunst-)Museums unter der Perspektive einer globalisierungskritischen Institutionen- und Kulturgeschichte neu zu fassen. Im ersten Teil wird die Geschichte des Museums von den Wunderkammern und ersten nationalen Museen in Europa bis hin zu den transformativen Umbildungen und Neugründungen von Museen im Globalen Norden und Süden betrachtet. Der zweite Teil nimmt die Auswirkung globaler Mobilität auf Museumskulturen in den Blick. Der dritte Teil befasst sich mit der Zukunft des Museums im Zeichen von Digitalisierung, Bürgerbeteiligung und politischem Aktivismus.