Wie funktioniert eigentlich ein Gedicht? Der Frage nähern wir uns durch formale, sprachliche und inhaltliche Analysen; durch Untersuchung der Gattungsgeschichte, der Differenzierung der Binnengattungen und natürlich vieler Beispieltexte. Ausgehend von den Hauptgattungen des Hochmittelalters – Minnesang, Sangspruch, Leich – wird nach Kontinuitäten und Wandlungen der Lyrikgeschichte gefragt. Was verbindet Walther von der Vogelweide und Peter Rühmkorf? Kannte Bert Brecht eigentlich Kürenbergers ‚Falkenlied‘? Gibt es Minnesang heute noch? Wesentliches Augenmerk liegt auf der multimedialen Rezeption von Gedicht und Lied, von Handschrift, Druck, Rezitation usw. Zum Seminar gehört auch der historische Überblick über die Lyrik-Epochen bis hin zu freien Versen und Deutschrap.

Literatur:

Harald Fricke und Peter Stocker: Lyrik. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. von Harald Fricke u. a. [Nachdr. der 3., von Grund auf neu erarb. Aufl.]. Bd. 2. Berlin, New York 2007, S. 498–502.

Peter von Matt: Was ist ein Gedicht? Zur Anthropologie des Gedichts und zum Ärgernis seiner Schönheit. Reclam, Stuttgart 2017.

Ein Textreader wird im Seminar zur Verfügung gestellt. Zu allen mittelalterlichen Texten werden Übersetzungen beigegeben; allerdings ist die ‚Lyrizität‘ natürlich vor allem am Original abzulesen.