Als in den 1960er Jahren portable Videokameras erschwinglich werden ermöglichen sie eine radikal neue künstlerische Auseinandersetzung. Eine ganze Generation von Künstlerinnen entwickelt in den späten 1960er und 1970er Jahren Videoarbeiten mit politischem Impetus. Die neue Aufnahmetechnik ermöglicht die Aufzeichnung eigener performativer Handlungen und Aktionen, ins Zentrum rücken der eigene Körper und das eigene Leben – das Private bekommt politische Bedeutung. Das junge Medium Video ist frei von kunsthistorischen Dogmen und anders als Malerei und Skulptur nicht von Männern dominiert. Im Kontext der zweiten Welle des Feminismus sezieren Künstlerinnen wie Martha Rosler, Joan Jonas, Ulrike Rosenbach, Hannah Wilke, Carole Schneemann, Shigeko Kubota und Marina Abramović – um nur einige der bekanntesten zu nennen – die patriarchalen Strukturen ihrer Gegenwart.

Der Seminartitel „HerStory“ bezieht sich auf die Videoarbeit „Art Herstory“ (1974) von Hermine Freed, darin montiert sie sich selbst und befreundete Künstlerinnen in bekannte Gemälde der Kunstgeschichte, eignet sie sich auf diese Weise an und reflektiert im Voice-Over die Bedingungen zur Historisierung von Kunst. Im Vordergrund steht im Seminar die Analyse von ausgewählten Videoarbeiten. Welche formal-ästhetischen Mittel setzen die Künstlerinnen ein? In welchem diskursiven Umfeld entstehen die Arbeiten? Und in welchem Verhältnis stehen die formulierten Inhalte zu unserer Gegenwart?