Was können wir aus der Geschichte der Frühen Neuzeit lernen? In den vergangenen 60 Jahren hat sie sich als eigenständige Epoche in der historischen Forschung und der universitären Lehre fest etabliert. An nahezu allen deutschen Universitäten wurden entsprechende Professuren eingerichtet. Seit 1995 richtet die Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im Verband deutscher Historikerinnen und Historiker alle zwei Jahre, alternierend mit dem Historikertag, eigene Tagungen aus. Hinzu kommen zahlreiche Forschungseinrichtungen und Arbeitskreise, die sich mit zentralen Themen der Frühneuzeit­geschichte befassen, von der Reformation, über die Westfälische Friedensordnung, die Institutionen des Alten Reichs, die Aufklärung, die Geschichte von Krieg und Militär und vielem mehr. Dieser florierenden Forschung, die im Ruf besonderen methodischen Raffine­ments steht, entspricht jedoch keine ausgeprägte Aufmerksamkeit in der weiteren Öffent­lichkeit. Und aus dem Geschichtsunterricht sind Frühneuzeitthemen in den letzten 30 Jahren weitgehend verschwunden. Angesichts dieser widersprüchlichen Situation möchte ich Bilanz ziehen und der Frage nachgehen, was die Frühe Neuzeit als Epoche kennzeichnet. Hierzu werden zentrale Themenbereiche und die mit ihnen verbundenen Deutungsangebote vorgestellt.