Das Seminar befasst sich mit dem Verhältnis von Bild und Sprache bzw. von Anschauung und Denken in historischen Lehr-/Lernprozessen. Der Status von Bildern in Lehrwerken und Materialien zum Geschichtsunterricht schwankt zwischen illustrativen und arbeitsunterrichtlichen Funktionen. Einerseits unterstützen Bilder sprachliche Aussagen, andererseits sind sie selbst in Sprache zu transformieren, wenn sie zum Lerngegenstand gemacht Bilder werden sollen. Als Quellengenre ganz eigener Art bedürfen Bilder spezifischer quellenkritischer Verfahren und Interpretationsweisen, die sich von der Analyse von Texten deutlich unterscheiden. Im Schulunterricht und in den Medien korrespondiert mit diesem komplizierten Status ein nahezu sorgloser inhaltlicher und methodischer Umgang mit Bilddarstellungen. Hier wird oft unterstellt, es handele sich bei den ausgewählten Bildern um mehr oder weniger „realistische“ Abbildungen. Das ist jedoch nicht der Fall und birgt große Gefahren zum Beispiel bei der Arbeit mit Schulbüchern.
In dem Seminar sollen an Beispielen der Bildverwendung seit dem 19. Jahrhundert deren Herkunfts-, Produktions-, Distributions- und Rezeptionszusammenhänge erarbeitet werden und Methoden entwickelt und ausprobiert werden, die historisches Lernen mit diesem Medium ermöglichen.

Literatur:

  • Christoph Hamann: Fotografien im Geschichtsunterricht. Visual History als didaktisches Konzept, Frankfurt/M. 2019
  • Markus Bernhardt: Neue Ideen zur Bildanalyse im Geschichtsunterricht der Mittelstufe, in: geschichte für heute 11 (2018) H. 4, S. 30-46
  • Markus Bernhardt: „Sehen kann jeder!“ Zu einem Irrtum der geschichtsdidaktischen Bildinterpretation, in: Klaus Krüger/Karin Kranhold (Hrsg.): Bildung durch Bilder. Kunstwissenschaftliche Perspektiven für den Deutsch-, Geschichts- und Kunstunterricht, Berlin 2018, S. 209-230

Bemerkung: Aus organisatorischen Gründen können nur Studierende zu den Hauptseminaren der Abteilung für Didaktik der Geschichte zugelassen werden, die vor dem Beginn der Vorlesungszeit (Fristende: 14.04.2023) in einem Masterstudiengang eingeschrieben sind.