In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeichnet sich in der europäischen Philosophie, Theologie und Politik, Naturwissenschaften und Medizin, Literatur und Musik, Architektur und Bildenden Kunst ein Denken und Schaffen ab, das unter dem inhaltlich wie zeitlich weit gefassten Begriff der Romantik gefasst wird und den Beginn der Moderne markiert. In engem Austausch aller Künste geht die Romantik in der Bildenden Kunst des ausgehenden 18. bis späten 19. Jahrhunderts mit eingreifenden kunsttheoretischen und medialen Veränderungen einher. Getragen von einem veränderten Sehen und subjektiven Begreifen der Welt und Natur äußern sie sich in der deutschen Romantik ebenso in der Idee des Erhabenen, Sublimen und Pittoresken und der Aufwertung des Symbols wie im Einzug neuer Licht-, Farb- und Stimmungswerte, dem Atmosphärischen und Malerischen; im Interesse an Ruinösem, Unheimlichem und Düsterem ebenso wie in (verträumten, geschichtsbestimmten oder national-motivierten) Rückblicken auf das Mittelalter. Weit über die Zeit der Romantik und das Zeitalter der Revolutionen wie Nationalstaatengründungen hinaus wirken sie bis in die Kunst der aktuellen Gegenwart nach, werden (kritisch) reflektiert, adaptiert und neuen Lesarten unterzogen. Gegenstand des Seminars wird ausgehend von Quellentexten und exemplarischen künstlerischen und kunsttheoretischen Positionen der deutschen Romantik im 18./ 19. Jahrhundert auch der „Geist der Romantik“ sein, der über ausgewählte Werkbeispiele bis ins 21. Jahrhundert verfolgt wird.