Dieses Seminar untersucht den aktuellen klimapolitischen Moment. Während noch vor fünf Jahren Klimapolitik ein Nischenthema war – sowohl politisch als auch in breiten Teilen der akademischen Literatur -, ist sie nun zum zentralen Bezugspunkt der Wirtschaftspolitik geworden. Wirtschaftliche Aufbauprogramme wie der Inflation Reduction Act in den USA oder das NextGenerationEU Paket verbinden eine neue Industriepolitik mit Dekarbonisierungszielen. Gleichzeitig steigen global immer noch die Emissionen, viele Länder, inklusive Deutschland, haben ihre „fairen“ Emissionsbudgets für 1,5 °C überschritten, und klimainduzierte Extremwetterereignisse werden häufiger und stärker. Wie lässt sich dieser Moment aus polit-ökonomischer Sicht verstehen? Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen bezüglich „whether we collapse or transform, and what sorts of transformations or collapses might unfold, with what consequences“  (Paterson, 2020)?

In diesem Seminar lesen und diskutieren wir aktuelle Papiere aus verschiedenen Strängen der internationalen und vergleichenden politischen Ökonomie, um uns dieser Frage anzunähern. Der erste Block untersucht die Rolle des Staates in der Transformation, die Möglichkeiten und Grenzen grüner Industriepolitik sowie die globalen Auswirkungen industrieller Modernisierung. Ausgehend von der klimapolitischen Notwendigkeit, fossile Energieträger aus allen Sektoren zu entfernen, analysieren wir im zweiten Block die Verzahnungen fossiler Materialität und der spezifischen Staat-Industrie-Beziehungen einzelner Sektoren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf sogenannten schwer zu dekarbonisierenden („hard-to-abate“) Sektoren. Im Anschluss diskutieren wir die Handlungsmacht von Arbeitskämpfen und sozialen Bewegungen.