Erotik, Ehre und Etikettenschwindel  (Lit III) – WiSe 24/25

Zur Konstruktionen und Dekonstruktion bürgerlicher Geschlechterrollenbilder von der Décadence bis zur neuen Sachlichkeit.   
                        
Literaturhistorische Seminare
Moodle (https://moodle.uni-due.de/): Treue, Trieb und Trauma -  Zugangsschlüssel: TrTrTr2023


Seminarbeschreibung

Gleichheit und Differenz als Frage nach Gleichwertigkeit bzw. einem genuin "Weiblichen" und einem genuin „Männlichen“ insbesondere im Kontext bürgerlicher Moralkonstruktion des 19. Jahrhunderts werden in diesem Seminar anhand ausgewählter Texte diskutiert – nicht zuletzt unter Berücksichtigung männlicher und weiblicher Autorschaft.
Konstruierte defizitäre Weiblichkeit versus toxisch-wilhelminische Männlichkeit: Dies sind die beiden Geschlechterpole, zwischen denen wir uns bewegen werden.

Neben den literarischen Werken betrachten wir auch philosophisch abgründige Texte jener Zeit (wie z.B. Otto Weinigers „Geschlecht und Charakter“ (1903)), in denen Misogynie und Körperfeindlichkeit auch wissenschaftlich zu untermauern versucht wurde.

Das 19. Jahrhundert war geprägt vom aufstrebenden Bürgertum, einer neuen Mittel- und Oberschicht, die zwar einen starken wirtschaftlichen Aufstieg erlebte, jedoch von politischer Mitsprache weitgehend ausgeschlossen war. Im Zuge dieses Dilemmas, einem umfassenden Ängste-Portfolio und dem damit verbundenen sozialen Definitionsstreben begann sich im 19. Jahrhunderts ein rigider bürgerlicher Moralcodex auszuformen, der insbesondere die strikte Zuweisung polarer Geschlechterrollen auf die strukturellen gesellschaftlichen Bereiche privater Raum (für die Frauen) und öffentlicher Raum (für die Männer) zur Folge hatte.