Bis heute zählt die künstlerische Moderne zu den unangefochtenen Magneten der Ausstellungskultur, stets aufs Neue scheint sie den Freiheitsanspruch der Avantgarde, aber auch den Fortschrittsoptimismus einer technikbegeisterten bürgerlichen Gesellschaft zu bestätigen. Doch neben jenen "großen Erzählungen" bleibt ein komplexer historischer Zeitraum zu entdecken, dessen erkenntnistheoretische Vorgaben mit den Auseinandersetzungen um Postmoderne und Gegenwart wieder virulent wurden. Es wird in dieser Überblicksvorlesung darum gehen, die Moderne als ein vielschichtiges und ambivalentes Gebilde zu präsentieren, dessen prekäres Verhältnis zu Geschichte und kultureller Tradition in den künstlerischen Beiträgen anschaulich wird. Anhand von Fallstudien soll ein möglichst breiter Einblick in die Anfänge der künstlerischen Moderne, ihre Medien und Materialien, ihre Rezeption und schließlich auch ihre Öffnung zu den sich zeitgleich formierenden Wissenschaften gegeben werden. Die diskursive Vernetzung der Kunst mit der Technikgeschichte, den naturwissenschaftlichen und historistischen Denkmodellen soll ebenso erkennbar werden wie die gesellschaftliche Disziplinierung, die die künstlerische Wahrnehmung ermöglichte. Die moderne Kunst, die das Sehen und Betrachten breit erörterte, entschied auch über Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit dessen, was unter öffentlichem Ausschluss zu stehen hatte.