In der Epoche von der Eroberung Konstantinopels bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zeigt sich das europäische Orientbild ebenso vielfältig wie widersprüchlich. Es war nicht nur geprägt durch militärische Ereignisse wie Reconquista und Türkenkriege, Bewunderung für die militärischen Qualitäten des Osmanischen Heeres und heftige Aversionen gegen die „mahometanische Secte“, sondern auch durch andere Elemente, die etwa in der Türkenmode des Barock oder den Haremsphantasien der Orientmaler des 19. Jahrhunderts ihren Ausdruck fanden. Araber konnten ebenso räuberisch wie edel erscheinen – und waren Schöpfer einer von Dichtern wie Goethe und Herder geradezu schwärmerisch verehrten Lyrik.

Diese schillernden Bilder waren beeinflusst durch Reiseberichte von Diplomaten, Pilgern, Kaufleuten sowie ähnliche Quellen und übten ihrerseits wiederum einen Einfluss auf sie aus. So entstand ein kompliziertes Flechtwerk aus Fakten und Fiktionen, Phantasie und Realität, um das es in dieser Übung gehen soll.