Mit dem „Gregorius“ hat Hartmann von Aue (13. Jh.) den ritterlichen Abenteuerroman mit der Legendendichtung kombiniert: Die Geschichte ritterlicher Bewährung führt zu Krise, Inzest, Katastrophe und erst über ausführliche Buße zur Erlösung. An dem Epos können ritterliche Erfahrungswelt, Scheitern mit den besten Absichten und christliche Lebenspraxis prototypisch dargestellt werden. Kein Wunder, dass Thomas Mann in seinem Roman „Der Erwählte“ (1951) dieser Vorlage recht genau folgte – allerdings bei zahlreichen Aspekten sowie bei der weltanschaulichen Ausrichtung ganz eigene Schwerpunkte setzte. Im Kurs werden beide Werke vergleichend studiert und analysiert.

 

Textgrundlage:

- Hartmann von Aue: Gregorius. Mittelhochdeutsch/neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Neumann neu hg., übers. und kommentiert von Waltraud Fritsch-Rößler. Stuttgart 2011.

- Mann, Thomas: Der Erwählte. Frankfurt/M. 1980 u. ö.