Aufklärung, Kultur und Fortschritt sind im Allgemeinen positiv konnotierte Begriffe, die mit sozialer Emanzipation, politischer Freiheit und vorurteilsfreier Gleichheit in Verbindung gebracht werden. Neben dem aufgeklärten Denken wird gemeinhin auch das gesellschaftskritische Potenzial von Kunst und Kultur als Katalysator fortschrittlicher Entwicklungen verstanden.

Dieses Seminar soll anhand ausgewählter Texte Adornos und Horkheimers ein kritisches Licht auf diese vermeintlichen Gewissheiten werfen. In deren Hauptwerk Dialektik der Aufklärung findet sich der bekannte Ausspruch, die vollends aufgeklärte Welt strahle im Zeichen triumphalen Unheils. Die philosophische Dialektik, so die zentrale These, besteht darin, dass der positiv verstandene Begriff der Aufklärung seit Kant zwar unabdingbar mit gesellschaftlicher Freiheit und progressiven Entwicklungen verknüpft sei, aber paradoxerweise bereits diejenigen repressiven Elemente in sich trage, die letztlich zu Faschismus und totalitärer Herrschaft führten.

Kultur wird in diesem Zusammenhang als zusätzliches Element gesellschaftlicher Herrschaft begriffen, die im Zeitalter der Massenproduktion ihren Rezipienten genau die Herrschaftsmechanismen der totalen Verwaltung schmackhaft macht, gegen die sie eigentlich rebellieren sollte. Die scheinbare Vielfalt und der bessere Zugang zu Kunst und Kultur zeigt sich daher nicht als emanzipatorische Kraft zur Aufklärung der Massen, sondern als allumfassende Integration aller Lebensbereiche in eine durchgängig verwaltete Welt, die es vermag, selbst kritische Tendenzen in ihren Herrschaftsapparat aufzunehmen.

Neben Lektüre und Rekonstruktion der Texte Adornos und Horkheimers soll auch der Versuch einer Kritik der Kritik unternommen werden, um die pessimistischen Prognosen der Autoren, aus heutiger Sicht zu überprüfen.


Anzuschaffende Literatur: Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt a.M. 1988. (Fischer-Verlag)