Die sozialstaatlichen Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert: Privatisierung, Ökonomisierung und Wettbewerb prägen die Situation der Leistungsanbieter, während von Leistungsempfänger*innen oder Klient*innen mehr Eigenverantwortung verlangt wird. Gleichzeitig geht mit dem Trend zur Stärkung vorsorgender oder investiver Sozialpolitik eine gewisse Aufwertung von Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit einher. Die Soziale Arbeit ist einerseits von Veränderungen in der professionellen Erbringung betroffen, andererseits war und ist sie selbst beteiligt an der Entstehung, Umsetzung, Evaluation und Weiterentwicklung, etwa von aktivierender, vorbeugender oder investiver Sozialpolitik. Welche Auswirkungen hat der transformierte Sozialstaat auf die Erbringung sozialer Dienstleistungen durch die Soziale Arbeit oder die Lebenslage ihrer Klient*innen? Und wie reagieren individuelle sowie kollektive Akteur*innen (z.B. Verbände) der Sozialen Arbeit auf die sozialstaatliche Transformation? Welche Handlungsspielräume werden bei der Umsetzung, etwa von Aktivierungspolitiken genutzt? Welche politischen (Gegen-)Initiativen werden eingebracht? Inwiefern, mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolg unterstützt die Soziale Arbeit die Interessen sozial Benachteiligter im sozialpolitischen Prozess auf kommunaler, nationaler oder internationaler Ebene.

Diese und ähnliche Fragestellungen zum Verhältnis von wohlfahrtsstaatlicher Transformation und Sozialer Arbeit in unterschiedlichen Politik- und Handlungsfeldern stehen im Fokus des zweisemestrigen Forschungs- und Entwicklungsprojekts.

Wir werden uns zum Einstieg mit ausgewählten theoretisch-analytischen Zugängen zum Verhältnis von Sozialpolitik und Sozialer Arbeit beschäftigen. Parallel erörtern wir methodologische und methodische Fragen zur Vorbereitung eigener (Gruppen-)Forschungsprojekte. Hierauf aufbauend steigen wir in die Konzeption individueller Forschungsdesigns ein, die im Rahmen der Seminargruppe von der Entwicklung über die Feldphase bis zur Auswertung und Darstellung begleitet werden. Das im Rahmen des Modul 2 konzipierte und durchgeführte Projekt kann (muss aber nicht) in eine Master-Thesis münden. Individuelle thematische Schwerpunktsetzungen der Teilnehmer*innen im Rahmen des skizzierten Themenfeldes sind ausdrücklich erwünscht.