Das Seminar beruht auf der gemeinsamen Lektüre und Kontextualisierung der Tagebücher des Ferdinand Beneke (* 1. August 1774 in Bremen; † 1. März 1848 in Hamburg), die er zwischen 1792 und seinem Tod führte. Sie ermöglichen einen mikrohistorischen Blick auf die Phase des gesellschaftlichen Umbruchs um 1800 aus der Perspektive eines norddeutschen aufgeklärten Bürgers und „Patrioten“. Dieses einzigartige Zeugnis liegt für die Jahre zwischen 1792 und 1814 in einer vorbildlich kommentierten Edition vor. Sie ermöglicht es, die politischen, kulturellen und sozialen Umbrüche dieser turbulenten Zeit mit den Augen dieses aufmerksamen Beobachters zu sehen. Dessen kosmopolitische Einstellung wird durch die Einverleibung seiner Heimatstadt Hamburg in das napoleonische Frankreich auf die Probe gestellt. Von Tag zu Tag kann nachvollzogen werden, wie Selbstverständlichkeiten ihre Gültigkeit verloren und seine Deutung der Welt einem widersprüchlichen Wandel unterlag.