SCHELM, m. cadaver, pestilentia, nebulo, joculator. Mit solch abstoßenden Begrifflichkeiten belegt Grimms Wörterbuch den Schelm - und konnte dennoch nicht verhindern, dass ein wirkmächtiges literarisches Genre nach eben jenen Krankheit und Gestank verbreitenden Schelmen benannt wurde. Kein Wunder, dass im Zeitalter von Aufklärung und Vernunft eine schelmische Erzählperspektive wenig geeignet erschien, die Leserschaft zu Moral und Tugendhaftigkeit zu erziehen. Jedoch zeigten sich Autoren und Autorinnen gerade des von Kriegen und Krisen geprägten 17. Jahrhunderts und ebenso des 20. Jahrhunderts vom Genre des Schelmenromans fasziniert.
Das Seminar möchte am Beispiel der drei wohl bekanntesten Schelmenromane deutscher Sprache - Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch, Thomas Manns Felix Krull und Die Blechtrommel von Günter Grass - wesentliche Charakteristika der Gattung erarbeiten, etwa die Erzählhaltung des unzuverlässigen Protagonisten, das (häufig satirisch gezeichnete) umfassende Gesellschaftspanorama, die Episoden-Struktur des Romans.
Die Lektüre der drei Romane wird über das Semester hinweg gemeinsam erarbeitet. Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch sollte zu Beginn des Semesters bereits gelesen sein.
Ausgaben:
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, Simplicissimus Teutsch, hg. v. Dieter Breuer. Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. Frankfurt a. M. 2005.
Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. In der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe (Fischer Taschenbuch). Frankfurt a. M. 2012.
Günter Grass, Die Blechtrommel (dtv Literatur). München 1993.
- Lehrende(r): Franz Fromholzer