In Form einer reflexiven Betrachtung der Produktion und Vermittlung von Wissen beschäftigen sich die Studierenden in diesem Seminar mit zentralen Dimensionen der Verschränkung von ‘Wissen’ und ‘Macht‘ in Bezug auf neo-koloniale Weltverhältnisse. Fokussiert wird dabei nicht nur die Eingebundenheit moderner Wissenschaften in neo-koloniale Konfigurationen, sondern auch die Verstrickungen von schulischem Lehren und Lernen mit der Tradierung herrschaftsförmiger Praxen und Perspektiven. So wird etwa bearbeitet, wie die Institution Schule, die mit der generationalen Weitergabe von Wissen betraut ist, nicht nur in der Vermittlung bestimmter Denktraditionen Machtverhältnisse reproduziert, sondern mit ihrer disziplinierenden Wirkung auf (Kinder-)Körper auch die arbeitsteilige Spaltung zwischen Körper und Geist fortschreibt. Postkoloniale Bildung wird mit dem Fokus auf Verletzung und Gewalt, die selbst das westliche Subjekt erfasst, als Pädagogik der Befriedung gesetzt, die auf beiden Seiten der Herrschaftsverhältnisse zur Linderung von Leid führen kann.

Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es, die gegenwärtigen Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen mit gesellschaftlichen Ordnungsverhältnissen (insbesondere in Bezug auf neo-koloniale Verhältnisse) zu verknüpfen und die Studierenden an postkoloniale Perspektiven auf Bildung und Schule heranzuführen. Anhand der Lektüre von postkolonialen Denker*innen wird als Gegenstandshorizont die Ko-Konstruktion und Produktion von ‘Identität’ und ‘Alterität’ fokussiert. Vor diesem Hintergrund wird herausgearbeitet, in welcher Weise die Figur des Fremden/Anderen in die humanistische Ideengeschichte eingeschrieben ist und die Grenzen des Menschlichen markiert. Zur Diskussion kommen Perspektivität und Positionalität von Wissen und es wird das Konzept des situierten Wissens vorgestellt. Befragt wird dabei der Anspruch des Erkenntnissubjekts auf Objektivität ohne leibliche Situiertheit oder Involviertheit. Im Anschluß an die Reflexion über postkoloniale Wissenschaftskritik wird unter anderem die Frage gestellt, wie eine Auflösung von Subjekt-Objekt-Konstellationen in der Wissensproduktion und –vermittlung zu durchbrechen wäre.