Familie und Verwandtschaft sind anthropologische Konstanten. Gleichzeitig sind sie kulturell determiniert und unterliegen dem historischen Wandel. Die historische Verwandtschaftsforschung hat zeigen können, dass sich in Europa im Mittelalter ein Verwandtschaftssystem herausbildete, in das die Vorfahren sowohl der väterlichen (agnatischen) wie der mütterlichen (kognatischen) Seite gleichberechtigt einbezogen waren. Dies stand in Wechselbeziehung zu den Strukturen von Haushalt und Familie und den innerfamilialen Beziehungen.

Das Seminar thematisiert die Ausbildung dieses Verwandtschaftssystems während des Mittelalters, beleuchtet Ausnahmen und Beziehungen zwischen Verwandten und innerhalb der Familien und fragt schließlich danach, inwieweit die Frühe Neuzeit hier einen Wandel bewirkte.