Die sukzessive und oft gewaltsame Auflösung der globalen Kolonialreiche zählt zu den folgenschwersten Prozessen der jüngeren Geschichte, der sowohl von den Zeitgenossen als auch danach immer wieder vermittelt und gedeutet werden musste und dementsprechend intensiv diskutiert wurde. Zugleich fielen dieser politische Großprozess und die damit einhergehenden Debatten über das Selbstverständnis der postimperialen und postkolonialen Gesellschaften mit einem Wandel der Mediensysteme zusammen.
Vor diesem Hintergrund zielt das Seminar darauf ab, Ansätze und Ergebnisse der Dekolonisierungsforschung mit denen der Mediengeschichte zusammenzubringen. Darüber hinaus werden wir an ausgewählten Filmbeispielen diskutieren, wie zeitgenössische Filme den Prozess der Dekolonisierung thematisierten und darstellten, was in den einzelnen Mediensystemen in diesen Jahren zeig- und sagbar war und welches Skandalpotential das Kino beziehungsweise das Fernsehen bargen. Schließlich werden wir unter Rückgriff auf verschiedene theoretische und methodische Ansätze die Quelle „Film“ für die Zeitgeschichte diskutieren und analysieren.