Die Debatte um die deutsche Demokratiegeschichte nimmt gerade wieder Fahrt auf, wobei sowohl um die Deutung bekannter Entwicklungen gerungen als auch weiterführende Forschungsperspektiven skizziert werden. Insbesondere in den letzten Jahren sind hierzu kontrovers eingeschätzte Studien erschienen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie schwerpunktmäßig Ereignisse und Entwicklungen innerhalb der deutschen Staaten – vom Kaiserreich bis in die wiedervereinigte Bundesrepublik – in den Blick nehmen, während die Wechselwirkungen zwischen Demokratisierungsprozessen in Deutschland und Entwicklungen in seinen (ehemaligen) Kolonien nur am Rande in die Analysen mit einbezogen werden.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der Vorlesung, den Zusammenhang zwischen den beiden Großprozessen Dekolonisierung und Demokratisierung in Deutschland vom 19. bis ins 21. Jahrhundert auszuleuchten. Die Vorlesung geht den Fragen nach, inwiefern Kolonialkritiker und dekoloniale Initiativen zur Demokratisierung in Deutschland beigetragen haben und inwiefern Prozesse der Demokratisierung kolonialkritischen und antikolonialen Akteuren neue Argumente und Handlungsfelder eröffnet haben, um ihre Ziele zu erreichen. Wo ist der Ort der Kolonialkritik in der deutschen Demokratiegeschichte und wie wirkten Demokratisierungsprozesse auf die Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit zurück? Indem die Vorlesung diesen Fragen nachgeht, führt sie in das Feld der Demokratiegeschichte und der Kolonialgeschichte ein.