„We live in a screen culture“, bemerkt Manuel Zahn und spricht damit die digitalen Gegenwarten und medialen Infrastrukturen an, in die wir sowohl im Alltag als auch in Bildungskontexten eingebettet sind und innerhalb derer Erfahrungs- und Subjektivierungsprozesse stattfinden. Mit dem sog. ›iconic turn‹ sind visuelle Phänomene deutlich in ihrer Kraft in Erscheinung getreten, unsere Aufmerksamkeit und unser Denken auszurichten. Dass Erfahrungs- und Bildungsprozessen nicht nur sprachlich gefasst sind, sondern dass sie sich auch im Visuellen, in nicht-sprachlichen Weisen vollziehen, wird auch im kunstpädagogischen Diskurs seit einigen Jahren vermehrt beforscht.

Die Kunstpädagogik zeichnet sich vor diesem Hintergrund durch eine bemerkenswerte Doppelstruktur aus: Bilder und digitale Infrastrukturen arbeiten an Erfahrungs- und Bildungsprozessen mit und werden derart auch zum Gegenstand im Kunstunterricht. Zugleich sind sie ebenso Forschungsmethode, indem wir im Umgang mit Bildern neue Möglichkeiten finden, uns verborgenen Dimensionen in Bildungsprozessen anzunähern. Ohne visuelle Aufzeichnungen oder andere performative Spuren (wie z.B. Gesten) , bemerkt Andrea Sabisch, wüssten wir nichts über „das beunruhigende, unsichtbare und unbewusste Prozessieren von Bildungs- und Erfahrungsprozessen“ (Sabisch 2019, S. 105f.).

Im Seminar wollen wir uns in dieser Doppelstruktur bewegen und in kleinen Projekten zu visuellen Phänomenen der Gegenwart ein Forschen in und durch Bilder erproben. Daber können künstlerische Arbeiten ebenso im Fokus stehen wie Bildphänomene jugendkultureller Gegenwarten wie beispielsweise TikTok-Videos, GIFs, Instagram Stories, von Sora erstellte Videos und Bilder usw.

Diese Erkundungen sollen schließlich in ihrer Übertragbarkeit auf Prozesse im Kunstunterricht diskutiert werden.