Ziel des Seminars wird es zunächst sein, einen historischen Überblick über wichtige Kunstwerke der Gattung Skulptur im Zeitraum vom 14. bis zum 19. Jahrhundert zu geben. Stilbegriffe können hier Hilfsmittel sein, die zugleich auch ein genaues Beschreibungsvokabular erforderlich machen: Welche Materialien, Techniken kommen zum Einsatz, welche Deutungen sind bereits mit ihnen verbunden, wie wird Volumen, Masse, Oberfläche zum künstlerischen Gestaltungsprinzip? Daran anschließend ergeben sich weitere Fragen: Welche Rolle nehmen die Künstler im gesellschaftlichen Kontext ein, welches Verständnis vom Körper und seiner Rolle als Vermittler politischer/ religiöser Macht, von Geschlecht und kultureller Identität steht jeweils auf dem Spiel?

Schon früh beschäftigen sich Künstler und Kunstliteraten mit der visuellen Wahrnehmung und ihren physiologischen Bedingungen, rückgebunden an historische und soziokulturelle Kontexte: Die Skulptur wird als Medium humanistisch geprägter Antiken-Nachahmung, als Form politischer Machtdarstellung, oder als Ausdruck schöpferischer Kreativität (u.a. Paragone/ Sinneshierachie) genutzt und gedeutet. Schließlich drücken sich zeitgenössische Rezeptionen auch im begleitenden kunsttheoretischen Schrifttum aus. Einflussnahme und Deutungsmodelle der Kunstwissenschaft, die sich ab dem 19. Jahrhundert ausprägen, liefern überdies den Ausgangspunkt methodischer Zugänge, die ebenfalls im Seminar diskutiert und erprobt werden.