Das Seminar möchte mit den Hauptströmungen der Kunst der 1980er Jahre bekannt machen. Der Schwerpunkt liegt auf den Entwicklungen in Deutschland.

Die Jahre zwischen 1979 und 1989 sind besonders durch eine Rückkehr der figürlichen Malerei gekennzeichnet, die einerseits als kritisch-ironische Reaktion auf die als blutleer und formelhaft empfundene Minimal Art und Konzeptkunst, andererseits aber auch auf die Dominanz malerischer Abstraktion verstanden werden kann. Im Seminar werden verschiedene Spielarten postmoderner Malerei vorgestellt und analysiert: Die Kölner Gruppe Mülheimer Freiheit oder die Künstler*innen der Galerie am Moritzplatz in Berlin schaffen unter dem verkaufsfördernden Signet Neue Wilde (Wolfgang Becker) schnell gemalte, oft bewusst dilettantisch ausgeführte Bilder mit greller Farbigkeit, die sich häufig auf Alltagserfahrungen beziehen und mit zeitgenössischen kulturellen Praktiken zwischen Punk und New Wave in enger Verbindung stehen. Es entsteht eine beinahe inflationäre Bildproduktion, die generell den Stilbruch und das Ausloten geschmacklicher Grenzen zum Prinzip erhebt und sich bei allen Vertreter*innen durch die Intensität und Unmittelbarkeit ihrer provokanten und irritierenden Kompositionen auszeichnet.

In der Insellage Berlins entwickelt sich Ende der 1970er Jahre eine intensive Subkultur, in der die Übergänge zwischen Musik und Performance, zwischen Malerei und Medienkunst fließend sind. Diese alternative, selbstorganisierte Szene wird von Protagonist*innen aus dem Umfeld der Kunstakademien (z.B. Die Tödliche Doris, Geile Tiere, Einstürzende Neubauten) getragen. Als weitere einflussreiche Zentren kristallisieren sich die Großstädte Westdeutschlands, vor allem Köln, Düsseldorf und Hamburg heraus.

Neben einer Renaissance der figürlichen Malerei etabliert sich in den 1980er Jahren auch Video endgültig als neue Kunstform und eröffnet einer jüngeren Generation den Zugang zu experimentellem filmischen Ausdruck in Abgrenzung vom linearen Erzählen kommerzieller Massenmedien. Auch formal verlässt die Videokunst immer mehr die Nähe zum monitorbasierten Fernsehen und greift als Installation in den Raum hinein. Das Seminar nimmt Bezug auf Werke aus der Sammlung des Museum Folkwang; neben Malerei und Graphik auch auf die Produktionen des bereits um 1970 begründeten Videostudio Folkwang.