Das Archiv bildet ein konstantes Thema in der Bildenden Kunst: Als Methode, wenn Künstlerinnen und Künstler eigene Archive anlegen, als Ausgangspunkt der eigenen künstlerischen Arbeit, wenn Künstlerinnen und Künstler mit Archiven arbeiten, die bereits bestehen, als Gegenstand, wenn ein bestehendes Archiv zum Thema gemacht wird, als Instrument und Medium, wenn archivierende Strategien in die eigene Praxis überführt werden. 

Häufig sind mit der Thematisierung des Archivs oder dem Aufgreifen archivarischer Praktiken dezidiert politische oder aktivistische Anliegen verbunden, die danach fragen, was überliefert ist und aus welchen Gründen, von wem und für wen, und vor allem: was in diesen Erzählungen fehlt. So geraten gerade die Lücken des Archivs ins Blickfeld, das, was zwischen den Dokumenten, Artefakten und Relikten liegt oder liegen könnte, die wir sehen, die uns zugänglich sind, ebenso wie die Institutionen, die dieses Wissen verwalten.

Im Seminar werden wir uns mit den unterschiedlichen Dimensionen des Archivs, schwerpunktmäßig in der Zeitgenössischen Kunst, befassen. Anhand ausgewählter künstlerischer Positionen soll diskutiert werden, welche Funktion(en) künstlerische Arbeiten im Prozess kollektiver oder nationaler Erinnerungspraktiken einnehmen und zu einer Umordnung der scheinbar gefestigten Narrative beitragen können. 

Jede Sitzung dem Close Reading einer künstlerischen Position gewidmet, die von der Lektüre relevanter archivtheoretischer Texte flankiert wird. Auseinandersetzen werden wir uns u.a. mit den Arbeiten von Forensic Architecture, Latoya Ruby Frazier, der Atlas Group um Walid Raad und Akram Zaatari, Santu Mofokeng, Siva Sai Jeevanathan, Katia Kameli, Susan Meiselas, Zineb Sedira, Maryam Jafri, Naeem Mohaiemen und Arwed Messmer. 

Darüber hinaus ist der Einbezug von Künstlerinnen und Künstlern in Form kleinerer thematischer Inputs ist geplant.