Wie kaum ein anderer Reformator ruft Jean Calvin bis heute widersprüchliche Deutungen hervor. Man sieht in ihm den religiösen Fundamentalisten, der in Genf eine „Tyrannei der Tugend“ (Volker Reinhardt) errichtete, den Ahnherrn des Kapitalismus, den Wegbereiter des modernen Protestantismus, den „Erzvater der Demokratie“ (Klaas Huizing). Schwerlich zu bestreiten ist, dass der Anwaltssohn aus Noyon eine eigene, überaus erfolgreiche Spielart des Protestantismus begründete, der heute weltweit rund 80 Mio. Christinnen und Christen angehören und die über die Grenzen der reformierten Gemeinden hinaus kulturell prägend wirkte. Das Seminar bietet eine Einführung in das Leben des Reformators und macht mit grundlegenden Einsichten seines Denkens bekannt.


Die spannungsreiche Beziehung von evangelischer Kirche und Judentum in Deutschland kulminiert gleichsam im 20. Jahrhundert im Blick auf Höhen und Tiefen. Die Pflege antijüdischer Ressentiments und das überwiegende Schweigen zur nationalsozialistischen Rassepolitik auf der einen, der Beginn eines christlich-jüdischen Dialogs und die theologische Neubewertung des Judentums nach 1945 auf der anderen Seite markieren beispielhaft die Kontraste dieser Geschichte. Im SE werden signifikante beziehungsgeschichtliche Stationen untersucht. Ziel ist es, einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu leisten, wo evangelische Kirche und Judentum in ihrem Verhältnis zueinander heute stehen.


Das Seminar fragt nach Wesen und Aufgabe der "Historischen Theologie" und vermittelt durch die Beschäftigung mit ausgewählten Umbruchsituationen eine erste Orientierung in der Geschichte des Christentums.

Die Kirchen wurden im 19. und 20. Jahrhundert vielfach herausgefordert: der Säkularisierungsschub durch die Aufklärung, die soziale Frage, der Kolonialismus und die Begegnung mit der religiösen Welt der „Anderen“, die wechselnden Verfassungssysteme bis hin zur Diktatur, das Trauma der Weltkriege, der Siegeszug des Kapitalismus und der „Rationalisierung“, die globalen Migrationsbewegungen. Das Gesicht des Christentums hat sich in den letzten beiden Jahrhunderten grundlegend verändert. Die Vorlesung thematisiert Ereignisse, Prozesse und Strukturen, deren Kenntnis zum Verstehen der heutigen Situation des Weltchristentums unverzichtbar ist.